Enzyklopädie der Dinge, die ich mir Vorzustellen versuche

Installation; Video; 2021

Das Abstandhalten und Zuhause Bleiben während des Lockdowns war für mich die Gelegenheit, mich mit der freien 3D Grafiksuite Blender als bildhauerisches Werkzeug auseinanderzusetzen. Blender ist ein komplexes Programm, mit dem sich Körper modellieren, textuieren und animieren lassen. In meiner bisherigen bildhauerischen Praxis spielen der haptische Umgang, das direkte Experimentieren mit dem Material und dessen unmittelbare Auswirkung auf den Arbeitsprozess, sowie auf das Resultat eine wichtige Rolle. Bei dem mit einer Software erstellten Modell handelt es sich um eine Simulation, bei der die physischen Aspekte keine Rolle spielen. Es geht mir darum die Differenz dieser beiden unterschiedlichen Herangehensweisen zu untersuchen und den Vergleich zwischen einer alten, und einer relativ neuen Technologie zu machen. Dabei stellt sich bald die Frage danach, was eigentlich modelliert werden soll! Zwei Aspekte sind hier für mich ausschlaggebend, zu einem muss der Gegenstand entsprechend einfach sein, um von einem Anfänger modelliert werden zu können, zum anderen muss er eine Relevanz in der eigenen Vorstellung besitzen. In diesem Sinne geht es auch um eine ikonographische Reflexion der Objekte des eigenen Vorstellungsspeichers, ihrer Präsenz, Signifikanz und Hierarchie im eigenen Bewusstsein. Die Differenz der eigenen Vorstellung , der 3D Simulation und dem gedruckten Objekt sind Gegenstand meiner Recherche. Um die Modelle aus der Virtualität in einen materiellen Zustand zu überführen, habe ich im Sommer 2020 einen 3 D Drucker montiert und in Betrieb genommen. Die Digitalität erlebte durch die Corona Pandemie eine extra Aufmerksamkeit, auch aus räumlicher Sicht ist ein Lockdown eine außergewöhnliche Situation, einerseits sich vor allem in den eigenen vier Wänden aufzuhalten, andererseits mittels digitaler Kommunikation in neuer Qualität und Umfang mit der Welt in Verbindung zu stehen. Der Transfer von Objekten in Form von Daten und die materielle Manifestierung als 3D Druck anderswo , wird dabei bisher eher von einer Spezialist*innen Gemeinde praktiziert, obwohl sich hier auch aus künstlerischer Sicht das Überwinden von physischen Grenzen, gerade auf Grund der materiellen Erscheinung besonders deutlich zeigt. Die Bereitschaft, auf Sharing Plattformen den eigenen Entwurf zur Verfügung zu stellen, auch zur Modifikation schafft die Möglichkeit Urheberschaft neu zu denken und Dinge gemeinsam weiter zu entwickeln.

3D Modell Screenshot